25 Jul

Männer im Wallis und anderswo

Ein Mann, ein richtiger Mann

sollte aus ihm werden: aus Jérôme Meizoz, geboren 1967 in Vernayaz / St. Maurice im Wallis.

Doch Dorf, Turnverein, Pfadis, Schule und Vater mühten sich vergeblich. Er war ein Junge mit einem Mädchenherzen, zu lange in einer Frauengesellschaft erzogen: er wurde Schriftsteller und Literaturkritiker. Seine Kindheit und Jugend im Wallis beschreibt er im Roman „Faire le garçon“, auf Deutsch „Den Jungen machen“, verwoben mit der fiktiven Erzählung von einem Jungen, der als Beruf die Prostitution wählt. Von wilden, zärtlichen Phantasien bis zu schockierenden Dokumenten reicht das Buch. Jérôme Meizoz ist bei mir zu Gast in der Sendung „52 Beste Bücher“ am kommenden Sonntag, um 11 und um 20 Uhr auf SRF 2 Kultur – und für Eilige gibts auf der SRF-Webseite auch einen kurzen Podcast. Der ist schon zu hören.

 

06 Jul

Der Entwurf eines Mediengesetzes

… des Bundesrates – das ist nicht einmal alter Wein in neuen Schläuchen. Das ist alter Wein in alten Schläuchen.

Das Wichtigste in Kürze:

Der Bundesrat hat den Entwurf eines Gesetzes über elektronische Medien in die Vernehmlassung geschickt.

Subventioniert werden können Radio, Fernsehen und, neu, Onlinemedien für ihre Audio- und Videobeiträge, nicht aber für reine Textbeiträge.

Subventionierung werden über eine Leistungsvereinbarung, vergeben von einer neuen Kommission für elektronische Medien (Komem): 7 Mitglieder, mit Kompetenzen, die bisher beim Bundesrat und beim Bakom lagen. Zweck: Staatsferne

92% der Gebühren an die SRG

6% an die Privaten

2% an indirekte Förderung des Journalismus. Ausbildung, Weiterbildung, Selbstorganisationen von Journis und Nachrichtenagenturen etc.

Verstärkte Kooperation der SRG mit anderen Medien kann vom Bundesrat verpflichtend gemacht werden.

Online Werbeverbot für die SRG im Gesetz

Das ganze Gesetz gibt’s hier

Wichtigster Kritikpunkt:

Im Internet die audiovisuelle Produktion abzutrennen von der Textproduktion und die eine –  die audiovisuelle Produktion  – für förderungsfähig zu erklären, die andere – die Textproduktion – dagegen nicht, das mag dem Interesse der Verleger entsprechen, es ist aber unrealistisch und zukunftsfeindlich.

Ausführliche Kritiken:

Hansi Voigt in der WoZ

oder die Kurzversion davon:

Willi Egloff im Journal B.

03 Jul

Manifest Zukunft Basler Medien

BASLER MEDIENMANIFEST vom 29. Juni 2018

Zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer der Aktion «Rettet-Basel» besuchten das Medienfest auf dem Dreispitz vom 29. Juni 2018 und diskutierten eingehend über die Mediensituation auf dem Platz Basel. Schliesslich verabschiedeten sie einstimmig das Basler Medienmanifest. Es enthält die zentralen Forderungen an den Medienplatz Basel und wendet sich an die Öffentlichkeit, an die Politik und an die Medienakteure.

1. ÖFFENTLICHKEIT / BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Auch im Journalismus gilt: Gute Arbeit kostet. Unabhängiger Journalismus muss uns etwas wert sein.

Gratismedien stehen in der totalen Abhängigkeit von Werbung. Sie tragen zum Abbau von Qualitätsjournalismus bei.

Wir sind bereit für einen Journalismus zu bezahlen, der sich den Kriterien der Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit und Relevanz verpflichtet fühlt.

2. POLITIK

Die Demokratie ist angewiesen auf unabhängige regionale, nationale und internationale Medienberichterstattung.

Der Meinungsbildungsprozess wird im Wesentlichen durch Medien gestaltet. Medien müssen der Demokratie etwas wert sein.

Städte, Gemeinden, Kantone sowie die Eidgenossenschaft sollen dazu beitragen, dass demokratie-relevante Medienangebote weiterhin vorhanden sind.

Für ein demokratie-relevantes Medienangebot braucht es eine öffentliche Medienförderung.

Öffentliche Medienförderung muss so organisiert sein, dass die Politik keinen inhaltlichen Einfluss nehmen kann auf die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten.

3. MEDIENAKTEURE

Basel ist eine kulturell reiche, wirtschaftlich starke und politisch bedeutsame Region der Schweiz, von der immer wieder wichtige Impulse ausgegangen sind und ausgehen, nicht zuletzt auf dem Gebiet der Umweltpolitik. Sie soll in den regionalen Medien umfassend abgebildet und von den überregionalen Medien ihrer Bedeutung entsprechend wahrgenommen werden.

Basel ist zu wichtig, um bloss mit Regionalausgaben von Zürcher und Aargauer Verlagen bestückt zu werden. Die Stadt braucht eine kompetente und gut dotierte Redaktion vor Ort und eine wirklich eigenständige Chefredaktion, die nicht zwingend aus Basel kommen muss, die aber die Stadt und ihr Umfeld gut kennt und sich als lernfähig erweist.

Wir fordern einen politischen Journalismus – von Frauen und Männern gemacht –, der sich nicht im Sinne eines aufmerksamkeitsorientierten Boulevards anbiedert, sondern nach relevanten inhaltlichen Kriterien arbeitet. Der nicht auf Diffamierung, Skandalisierung und Häme setzt, sondern auf den Dialog und die Verständigung mit allen gesellschaftlichen Kräften und auf die Lösung der wirklichen Probleme.

Notwendig ist eine regionale Optik in allen Ressorts, von der Innenpolitik über die Wirtschaft bis zum Sport. Und insbesondere auch einen lokal breit verankerten Kulturjournalismus, der das kulturelle Leben der Stadt und der Region abbildet und befruchtet.

Dafür braucht es entsprechend Mitarbeitende, Kanäle und Ressourcen. Wir erwarten von allen in der Region Basel tätigen Verlagen und Online-Portalen konkrete Investitionen in die Kultur und die Qualität von professionellem und unabhängigem Journalismus.