03 Jul

Manifest Zukunft Basler Medien

BASLER MEDIENMANIFEST vom 29. Juni 2018

Zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer der Aktion «Rettet-Basel» besuchten das Medienfest auf dem Dreispitz vom 29. Juni 2018 und diskutierten eingehend über die Mediensituation auf dem Platz Basel. Schliesslich verabschiedeten sie einstimmig das Basler Medienmanifest. Es enthält die zentralen Forderungen an den Medienplatz Basel und wendet sich an die Öffentlichkeit, an die Politik und an die Medienakteure.

1. ÖFFENTLICHKEIT / BÜRGERINNEN UND BÜRGER

Auch im Journalismus gilt: Gute Arbeit kostet. Unabhängiger Journalismus muss uns etwas wert sein.

Gratismedien stehen in der totalen Abhängigkeit von Werbung. Sie tragen zum Abbau von Qualitätsjournalismus bei.

Wir sind bereit für einen Journalismus zu bezahlen, der sich den Kriterien der Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit und Relevanz verpflichtet fühlt.

2. POLITIK

Die Demokratie ist angewiesen auf unabhängige regionale, nationale und internationale Medienberichterstattung.

Der Meinungsbildungsprozess wird im Wesentlichen durch Medien gestaltet. Medien müssen der Demokratie etwas wert sein.

Städte, Gemeinden, Kantone sowie die Eidgenossenschaft sollen dazu beitragen, dass demokratie-relevante Medienangebote weiterhin vorhanden sind.

Für ein demokratie-relevantes Medienangebot braucht es eine öffentliche Medienförderung.

Öffentliche Medienförderung muss so organisiert sein, dass die Politik keinen inhaltlichen Einfluss nehmen kann auf die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten.

3. MEDIENAKTEURE

Basel ist eine kulturell reiche, wirtschaftlich starke und politisch bedeutsame Region der Schweiz, von der immer wieder wichtige Impulse ausgegangen sind und ausgehen, nicht zuletzt auf dem Gebiet der Umweltpolitik. Sie soll in den regionalen Medien umfassend abgebildet und von den überregionalen Medien ihrer Bedeutung entsprechend wahrgenommen werden.

Basel ist zu wichtig, um bloss mit Regionalausgaben von Zürcher und Aargauer Verlagen bestückt zu werden. Die Stadt braucht eine kompetente und gut dotierte Redaktion vor Ort und eine wirklich eigenständige Chefredaktion, die nicht zwingend aus Basel kommen muss, die aber die Stadt und ihr Umfeld gut kennt und sich als lernfähig erweist.

Wir fordern einen politischen Journalismus – von Frauen und Männern gemacht –, der sich nicht im Sinne eines aufmerksamkeitsorientierten Boulevards anbiedert, sondern nach relevanten inhaltlichen Kriterien arbeitet. Der nicht auf Diffamierung, Skandalisierung und Häme setzt, sondern auf den Dialog und die Verständigung mit allen gesellschaftlichen Kräften und auf die Lösung der wirklichen Probleme.

Notwendig ist eine regionale Optik in allen Ressorts, von der Innenpolitik über die Wirtschaft bis zum Sport. Und insbesondere auch einen lokal breit verankerten Kulturjournalismus, der das kulturelle Leben der Stadt und der Region abbildet und befruchtet.

Dafür braucht es entsprechend Mitarbeitende, Kanäle und Ressourcen. Wir erwarten von allen in der Region Basel tätigen Verlagen und Online-Portalen konkrete Investitionen in die Kultur und die Qualität von professionellem und unabhängigem Journalismus.

 

15 Jun

Kontertext: Lokalberichterstattung

Am Beispiel Bässlergut

Was kann, was könnte Lokalberichterstattung leisten? Ein paar Gedanken, während wir auf die neue Basel Zeitung warten.

Das zeitungsinteressierte Publikum in Basel wartet auf die neue Tamedia-BaZ. Wenn das Bild vom Mantel stimmt, wären ja Nationales und Internationales in Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Sport nur die (in Zürich fabrizierte) Hülle für den Körper. Die pièce de résistance wäre der Lokalteil.

Ob dem tatsächlich so ist in der globalisierten Internetwelt von heute, darf bezweifelt werden. Auch im journalistischen Prestige-Ranking kommt der Lokaljournalismus nicht eben gut weg. Und die ökonomisch motivierten Versuche, lokale Verankerung als Mittel gegen die Zeitungskrise einzusetzen, sind erlahmt. Trotzdem darf nach der Bedeutung, dem Zustand und den Möglichkeiten des Regionaljournalismus gefragt werden. Weiterlesen

10 Mrz

„Türkischer Minister entzweit die Schweiz“

Bravo NZZ! Auf der Frontpage die erste Schlagzeile: „Türkischer Minister entzweit die Schweiz“. Ohne den türkischen Minister wären wir einig einig einig. Von aussen, von den Fremden wird das einig Volk von Brüdern gespalten.

16 Feb

„Zyt isch es löcherbecki“.

WoZ Nr. 07/2017 vom 16.02.2017

KURT MARTI (1921–2017)
«Zyt isch es löcherbecki»
Literatur war für ihn ein freies Spiel mit neuen Regeln: Nun ist der Berner Pfarrer und Autor, der Mitbegründer der Erklärung von Bern und der Schriftstellervereinigung Gruppe Olten war, im Alter von 96 Jahren verstorben. Weiterlesen

28 Dez

Spekulanten-Philosophie

28. Dez 2016 – Dass Intellektuelle Intellektuelle Intellektuelle schimpfen, ist grad wieder in. Antiintellektualismus mit veränderter Funktion.

Eine Schar seltsamer Gespenster geistert zur Zeit durchs Feuilleton der NZZ. Ein als Philosoph präsentierter Autor namens N.N.Taleb und der Feuilletonchef R. Scheu beschwören finstere Gestalten. Diese heissen «die Wohlwissenden» oder die «Intellektuellen-Idioten» (N.N.Taleb) oder «amerikanische Peer-Intellektuelle» (R. Scheu). Manchmal werden sie als «Regierungsbeamte», manchmal als «Insider-Journalisten», gelegentlich als «überhebliche, semiintellektuelle Experten», als «Klasse» oder als «Akademiker-Bürokraten» dem Publikum vorgestellt.

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06 Sep

Sautreiben

Kontertext: 06. Sep 2016 – Die Welt ist aus den Fugen – und unsere Medien diskutieren irrelevanten Unsinn wie ein Burkaverbot. Was ist los?

Bei den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern ist die AfD soeben zweitstärkste Partei geworden. Verkörpert wurde sie im Wahlkampf von einem Spitzenkandidaten, Leif-Erik Holm, der einfach nett ist. Und wo hat er das gelernt? Als Radioreporter! Als Radioreporter in den sensiblen Morgenstunden, wenn der Moderator, wie die FAZ schreibt, besonders viel dransetzen muss, dem Hörer nicht auf die Nerven zu gehen. Die Basler Zeitung dazu: «Er hat diese Radio-Stimme, die nichts anderes zu sagen scheint, als: ‚Hey Leute, bald ist wieder Weekend!’»

So werden wir wieder einmal an die Symbiose zwischen Politik und Medien erinnert. Sie beruht auf Interessenüberschneidungen. Weiterlesen

05 Mai

Der böse Embryo spricht aus dem Mutterbauch

© Die Wochenzeitung; 05.05.2016; Ausgabe-Nr. 18; Seite 23

In seinem jüngsten Roman «Andersen» hat Charles Lewinsky einen völlig unrealistischen Erzähler erfunden – und scheitert damit.

Charles Lewinsky hat grosse, verdiente Erfolge gehabt mit Romanen, die historische Stoffe behandelten und realistisch erzählt waren. Weiterlesen

22 Apr

Pfötchen geben

Die Jugendlichen von heute sind zu beneiden. Wir mussten uns noch richtig anstrengen, um unsere Lehrer zu ärgern. Ich erinnere mich an Aktionen wie die Verschiebung eines Lehrerautos auf dem Parkplatz vor der Schule.

Es gab damals ein leichtes, französisches

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22 Apr

Die vielen Personen namens Nora Gomringer

Sie arbeitet als Direktorin einer KünstlerInnenvilla und schreibt daneben noch zahlreiche Bücher und Texte. Zu Besuch bei der Lyrikerin Nora Gomringer, die kürzlich den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen hat.

Von Felix Schneider, Bamberg

Die Villa Concordia ist ein üppiges Barockpalais mit bunten Stuckdecken im Innern. Sie steht an einem Seitenarm der Regnitz in der Altstadt von Bamberg. Im ersten Stock des Palais wohnt die Direktorin: Nora-Eugenie Gomringer. Nora heisst sie nach ihrer Mutter, der Germanistin Nortrud, und Eugenie nach ihrem Vater Eugen, Schweizer Schriftsteller, Kunsttheoretiker und Erfinder der konkreten Poesie. «Ich bin komplett meine beiden Eltern», sagt sie, «das ist schon okay so.»

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