11 Nov

So viele Leute

kamen zur Vergabe des Schweizer Buchpreises! Das ziemlich grosse Foyer des Basler Theaters war proppenvoll, die Stimmung prima. War ja auch ne angenehme Veranstaltung, klappte alles prima. Luft nach oben gibt’s allerdings auch:

Die Moderatorin wirkt wie eine Politikerin, die vorträgt, was jemand anderer geschrieben hat. Sie erfuhr von ihrem Ipad, wie tief bewegt sie war von dem oder jenem Roman.

Die Laudationes? Eher bieder. Vor allem: Was aus den Werken vorgelesen wurde – ausgezeichnet vorgelesen von Cathrine Störmer – hatte  nichts zu tun mit dem, was in den Laudationes vom jeweiligen Roman gesagt wurde.

Da war beispielsweise in der Laudatio von einem Schaufensterdekorateur die Rede, von 1968, von der Vietcong-Fahne auf dem Berner Münster – in der Lesung aber hörte man von einem «Ich», das in der Schule mittelmässig ist.

Oder: Eine Laudatorin sprach von einem jugendlichen Tunichtgut, der schnell bereit ist, seine Fäuste einzusetzen. In der Lesung ging es um eine Geburt und einen Wohnungsumzug eines jungen Paares.

Dass Laudationes und Lesungen nicht koordiniert sind, lässt sich einfach erklären: Vorgelesen wird halt einfach der Anfang des Romans. Da muss man nicht lang auswählen.

Auch Jurysprecher Manfred Papst turnte sich runter. Gefragt, ob das Geschlecht des Autors / der Autorin bei der Beurteilung durch die Jury eine Rolle spiele, verneinte er heftig, nein, nein, gar keine.

Aha. Also reiner Zufall, dass jetzt, da der Feminismus so ein bisschen Mainstream wird, plötzlich, oh Wunder, und ganz im Unterschied zu früher, 4 Frauen und ein Mann auf die Shortlist kommen.

Nächste Frage: Spielt es bei der Beurteilung durch die Jury eine Rolle, ob ein Werk ein Debut ist oder eben von einem Autor stammt, der schon ein Werk hat, oder womöglich sogar schon einmal auf der Shortlist des Buchpreises stand?  Nein, nein, beteuerte der Jurysprecher treuherzig, das spiele gar keine Rolle, nur das Werk werde beurteilt. In dem Moment sagte eine Frau neben mir: «Ja, aber, wenn er es doch weiss?» Eben.

Aber eines muss man sagen: Apéro riche danach war riche und gut.